In einem künstlerischen Spannungsfeld zwischen konkret-abstrakter Malerei und fragil-anthropomorpher Skulptur aufgewachsen, entwickelt Jacob Mattes früh einen eigenen, nicht bändigbaren Schöpfungswillen. Geleitet von dieser großelterlichen Sensibilisierung, wird die Figur in seinem Œuvre – einem permanenten Oszillieren innerhalb der Malerei – zur Protagonistin. Und tritt darin stellenweise deutlicher, mal subtiler in Erscheinung. In einem intimen Malprozess schafft er zunächst die von sanfter Palette und lasurartigem Farbauftrag ausgehende Grundlage seiner flächigen, malerischen Kompositionen. Mit fortschreitender Genese weicht die einstige Intuition der Kontrolle: Virtuos durchbricht er – gesteuert von tiefer Emotion und der grundlegenden Malerei – die sich dynamisch eröffnende, luftige Bildwelt mittels starker Linie und kontrastreicher Kontur. Die Arbeit entwickelt ihr Narrativ, das anregt, ohne vorzugeben. Die Figur seziert er dazu in ihre Einzelteile. Er abstrahiert, bis letztlich nicht mehr als Rudimente vorhanden bleiben. Dabei löst sich Mattes gänzlich vom Anspruch des konkreten Abbilds seiner im Kopf entstehenden Protagonisten, von deren Proportionalität und damit von den Grundlagen seiner anfänglichen Aktzeichnungen – er entfremdet bewusst. Es sind physiognomische Details, die sich abzeichnen. Ebenso wie Hände und Füße, die Betrachtenden aus einer anderen Welt entgegentragen. Eine Welt, die es lohnt, erkundet zu werden.

– Patrick Schuster